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Geschichte der linguistischen Theorien, Teil4

Dritter Teil: Neuerungen bis zur GB-Theorie <    > Fünfter Teil: Nicht-derivationelle GB-Theorie vs. Minimalist Program

Konkurrenzmodelle zur GB-Theorie

Parallel zur Entwicklung der GB-Theorie entstanden wichtige Konkurrenzmodelle, die sich von ihr entfernten, sie aber auch beeinflussten. Schon Ross (1967) hebt hervor, dass in Bezug auf die Beschränkungen (constraints) der Transformationen eine neue Sichtweise der Generativität ans Tageslicht gerät: Es wird nicht mehr in erster Linie gefragt, wie der Formalismus alle grammatikalischen Strukturen generiert, sondern wie er Strukturen so beschränkt, dass keine ungrammatischen generiert werden. Gemeinsam mit einer Uminterpretierung der Phrasenstrukturregeln, die auf McCawley (1968) zurückgeht und darin besteht, nicht mehr die Ersetzung der linken Seite durch die rechte zu sehen, sondern die PS-Regel als Beschränkung über die Wohlgeformtheit einer lokalen Struktur zu sehen, entstehen hier fruchtbare Ansätze. Man beschränkt sich in diesen Konkurrenzmodellen darauf, Beschränkungen nur über lokale Bäume zu beschreiben. Sie werden aufgeteilt in Immediate-Dominance-(ID)-Regeln einerseits, Linear-Precedence-(LP)-Regeln andererseits. Letztere werden sogar noch im Lexikon verankert.

Gegen die Vorgehensweise der GB wird vor allem noch ins Feld geführt, dass sie weiterhin Derivationen nicht-monotoner Art zulässt. Dazu ein Beispiel:

Bei Anhebungsverben, bei denen das Subjekt des Komplementes zum Subjekt des Matrixverbs angehoben werden kann, wird der S-bar-Knoten für die Bewegung getilgt. Er muß vorhanden sein, um die Strukturgleichheit mit dem finiten Nebensatz, der durch den Complementizer that eingeleitet wird, zu garantieren. Über ihn hinweg darf allerdings nicht bewegt werden, da er eine Barriere darstellt, – also wird er für die Bewegung getilgt.

Raising 1 Raising 2

Dieses Vorgehen – die Zerstörung einer Teilstruktur bei der Transformation – , also die Nichteinhaltung des Monotoniegebots der Derivation, und die Schwierigkeiten abzuleiten, ohne dagegen zu verstoßen, regen an, auf Derivationen ganz zu verzichten. In der Folgezeit versucht man in den Konkurrenzmodellen Sichtweisen zu entwickeln, nach denen eine Struktur möglicherweise mehrere Ebenen hat, aber einheitlich dargestellt werden muss. Auf Bewegungsoperationen oder andere Transformationen wird völlig verzichtet. Damit besteht eine Struktur nicht als Ableitung aus einer anderen, sondern sie ist eigenständig und grammatisch, weil sie selbst so aufgebaut ist, dass sie gegen keines der beschränkenden Prinzipien verstößt.

Auch wenn sich allerdings die Gegenmodelle zur GB-Theorie (Lexical-functional Grammar (LFG), Generalized Phrase Structure Grammar (GPSG), Head-driven Phrase Structure Grammar (HPSG)) als nicht-derivationell verstehen, so kann doch nicht im selben Maße für sie gelten, dass sie monostratal sind. Zwar sind die einzelnen Ebenen der HPSG in einer einzigen Struktur angeordnet, in der theoretisch der Wert des Merkmals PHON mit der PF der GB-Theorie identifiziert werden kann, der Wert von CAT mit der DS und der Wert von CONT mit der LF, aber sie verfügen nicht über jeweils unabhängige Prinzipien; sie sind verschmolzen in einer Struktur, es gibt keine korrekten Werte für CAT und CONT, während der PHON-Wert nicht korrekt ist.

Bei der LFG ist dies jedoch fraglich: sie verfügt insgesamt über 4 unterschiedliche Strukturen: die f(unctional)-structure in Form einer Merkmalsmatrix, in der Töchter und Mütter zueinander in ein funktionales Verhältnis treten, die c(onstituency)-structure, die eine Baumstruktur ist, die sich aus annotierten Phrasenstrukturregeln ergibt, eine σ-Struktur für die Darstellung semantisch-logischer Phänomene und eine a(rgument)-structure. Eine grammatikalische Struktur ergibt sich nur dann, wenn zumindest ein Paar aus c- und f-structure konvergiert. Damit sind beide relativ unabhängig voneinander und können somit jeweils für sich ungrammatisch werden. Das widerspräche der Monostratalität dieser Theorie.

Weiter: Nicht-derivationelle GB-Theorie vs. Minimalist Program



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zuletzt aktualisiert am 22.08.2005